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Fachnachrichten plus

FACHNACHRICHTEN PLUS - AUGUST 2019 (2)

THEMEN

 
1. UK Watchdog fordert Wandel am Audit Markt
2. Das IDW und die "Klimaberichterstattung"
3. Flucht aus dem Berufsstand?
4. Psst nicht weitersagen: KPMG zahlte (wieder mal) Millionenstrafen!
5. Die ISA werden GoA des IDW e. V. - oder auch nicht
6. Das Wirtschaftsprüfermuseum vor seiner Vollendung
1.

UK Watchdog fordert Wandel am Audit Markt

 

Nach dem Zusammenbruch des milliardenschweren Baukonzerns CARILLION (Prüfer: KPMG) und der Einzelhandelskette BHS (Prüfer: PWC) in Großbritannien verlangt die "Competition and Markets Authority" (CMA) - auch bekannt als der britische Watchdog -

  • die Trennung von Prüfung und Beratung bei den Big4 sowie
  • die Einführung eines "Joint Audit Systems", wonach die Big4 gemeinsam mit einer kleineren WPG  prüfen müssen.

KPMG sagte daraufhin künftig eine effektive interne Trennung von Prüfung und Beratung zu, PWC versprach bereits "Schritte, um seine Governance zu stärken und die Prüfungsqualität zu erhöhen", während EY und Deloitte Stellungnahmen zu diesem Thema ablehnten.

Der britische Watchdog behielt sich ausdrücklich vor, die Big4 künftig ggf. von Prüfungen auszuschließen und dadurch den WP-Markt für weitere Anbieter zu öffnen. Es sei notwendig, den Prüfungsmarkt aus dem "Würgegriff der Big4 zu befreien", da diese in Großbritannien 97% aller Prüfungen der FTSE 350-Audits durchführten.

Schauen wir mal! - Irgendwie erinnert das alles an das Grünbuch 2014 des Brexit-Spezialisten Michel Barnier, der wie ein Tiger startete und als Bettvorleger der Big4 landete ...

   
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2.

Das IDW und die "Klimaberichterstattung"

 

Erst vor wenigen Monaten erfand sich das IDW neu und

  • schuf einen neuen Fachausschuss Berichterstattung (FAB) und
  • gab sich die Aufgabe, künftig für die "Grundsätze ordnungsmäßiger Berufsausübung (GoB)" zuständig zu sein.

Einen kleinen Einblick in die relevante Berichterstattung gab das IDW bereits in IDW Life 11/2018, S. 993 f., indem man die Bedeutung der "Klimaberichterstattung" thematisierte.

Hier bekommt man einen kleinen Einblick in das, was uns angeblich als Abschlussprüfer künftig beschäftigen sollte:

  • Gefahren sogenannter Transitrisiken durch Übergang zu einer kohlestoffarmen Wirtschaft,
  • Messung der CO2-Intensität von Geschäftsmodellen,
  • klimabezogene Risiken der Immobilienwirtschaft,
  • steigende Anzahl und Intensität von Wirbelstürmen und Überflutungen sowie
  • Wasserknappheit und Dürre in der Landwirtschaft.

Sicherlich wird sich damit auch das Anforderungsprofil im WP-Examen ändern. Benötigen wir dann als Fachwissen auch Kenntnisse in Geologie und Meteorologie?

   
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3.

Flucht aus dem Berufsstand?

 

Wir verplausibilisieren den Berufsstand (IDW PS 312):

Anzahl der WP lt. Statistik der WPK 1.1.2019: 14.560 

Anzahl registrierter Abschlussprüfer: 3.417 (Vj. 3.699)
Beteiligung am QK-Verfahren: 27,9% (Vj. 29,6%)

Anzahl registrierter PfQK: 2.381 (Vj. 2.494)
davon aktiv: 180 - 200
Lediglich 20 PfQK haben in 2017 >10 Reviews durchgeführt!

Anzahl der PIE-Mandate: 1.860
Anzahl der PIE-Prüfer: nur noch rd. 80 

Fazit:

  • Viele strebten den WP-Beruf mal an, um in der "Königsklasse" unterwegs zu sein,
  • stellen später dann fest, dass sie in einem Wettbewerbsmarkt gelandet waren und gute Honorare im Prüfungsgeschäft die Ausnahme sind und man
  • einem wahnwitzigen (und teilweise gesetzwidrigen) QS- und Kontrollwahnsinn unterliegt.

Während die Big4 die Reputation des Berufsstandes überstrapazieren (und exzellent dabei verdienen), treten viele Kollegen/innen nach wenigen Jahren der Berufszugehörigkeit die Flucht an bzw. betrachten den WP nur noch als den mutmaßlich qualifizierteren Steuerberater.

   
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4.

Psst nicht weitersagen: KPMG zahlte (wieder mal) Millionenstrafen!

 

Fakt ist, dass man mittlerweile über Bilanzskandale der Big4, deren schlechte Prüfungsqualität und verhängte Millionenstrafen in den deutschen Medien nichts erfährt. Dafür sorgen schon die Netzwerke der Big4, das IDW und die zahlreichen Lobbyisten im Berufsstand.

Liest man jedoch die britische oder amerikanische Fachpresse, so sieht dies dort ganz anders aus. Dort wird schonungslos über Qualitätsmängel bei der Prüfungsdurchführung und von der Berufsaufsicht verhängte Geldstrafen und sonstige Sanktionen (Prüfungsverbote, Verfahren gegen einzelne verantwortliche Prüfer etc.) berichtet.

Hierzu zwei aktuelle Beispiele:

  • die britische Berufsaufsicht FRC (Financial Reporting Council) verhängte gegen KPMG vor wenigen Wochen eine Strafe in Höhe von 6,5 Mio. € wegen schlampiger Prüfung einer Bank (Co-op-Bank). Weiterhin muss KPMG die Verfahrenskosten in Höhe von 650.000 € tragen. Der verantwortliche WP (Mark Taylor) muss darüber hinaus ebenfalls 130.000 € Strafe zahlen.
  • Weiterhin verlangt die britische Berufsaufsicht eine Strafe in Höhe von rd. 14 Mio. € gegen KPMG wegen schlampiger Prüfung der Bank of New York Mellon (BNY Mellon).

Insider des britischen Prüfermarktes berichten in den letzten Wochen gar über ein "Agreement" zwischen KPMG und der Berufsaufsicht und den "freiwilligen Verzicht von KPMG" auf die Prüfung von Dutzenden von Genossenschaftsbanken und Bausparkassen, da auch in diesem Bereich mehrere Verfahren anhängig sein sollen.

Auch in den USA droht KPMG neuerlicher Ärger: Wie die PCAOB (amerikanische Berufsaufsicht) mitteilt, hat KPMG unter den Big4 die höchste Fehlerquote bei der Prüfung von "registered companies". Jede zweite Abschlussprüfung weist erhebliche Mängel auf! 

   
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5.

Die ISA werden GoA des IDW e. V. - oder auch nicht

 

Das IDW hat einen Modellwechsel verkündet. Die ISA werden nicht mehr in die IDW PS transformiert, sondern durch Übersetzung integriert.

Die vom IDW e.V. festgestellten deutschen GoA setzen sich nunmehr aus

  • den 26 ISA [DE] sowie
  • den zwölf für die Prüfung des Abschlusses relevanten IDW PS und
  • dem für die Prüfung des Lageberichts relevanten IDW Prüfungsstandard: Prüfung des Lageberichts im Rahmen der Abschlussprüfung (IDW PS 350 n.F.) und
  • dem IDW Qualitätssicherungsstandard QS 1

zusammen.

Bei den ISA [DE] handelt es sich um die übersetzten Fassungen der vom IAASB verabschiedeten ISA, bei denen die zu beachtenden nationalen Besonderheiten entweder als sog. "D.-Textziffern" oder in eckigen Klammern ergänzt sind (ISA [E-DE] 200, D.2.1.).

Anlage D.1 im ISA [E-DE] 200 gibt einen Überblick über die Prüfungsstandards, die zusammen die vom IDW festgestellten deutschen GoA bilden. Hier werden 26 ISA [DE] und die weiter geltenden IDW PS (12+1+1) aufgelistet.

Nicht Bestandteil der vom IDW festgestellten deutschen GoA sind die in Anlage D.3 aufgeführten ISA und der ISQC 1, die in Form gesonderter IDW PS bzw. im IDW Qualitätssicherungsstandard: Anforderungen an die Qualitätssicherung in der Wirtschaftsprüferpraxis (IDW QS 1) umgesetzt wurden (ISA [E-DE] 200, D.2.2.).

Diese Thematik werden wir im APW III/2019 ausführlich besprechen. Sehen Sie hier die Tagesordnung.

   
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6.

Das Wirtschaftsprüfermuseum vor seiner Vollendung

 

Ich habe in den vergangenen Jahren häufiger über die Initiative unseres lieben Kollegen Michael Köbrich aus Plauen im schönen Vogtland geschrieben, der in unermüdlicher Eigeninitiative ein "Wirtschaftsprüfermuseum" aufgebaut hat.

Meinem seinerzeitigen Aufruf, dem Museum berufstypische Dinge zu spenden, wurde vielfach gefolgt. Auch der bekannte Münsteraner BWL-Prof. Börner bzw. dessen Erben haben tolle Literaturbestände gestiftet - dafür herzlichen Dank! Auch einige meiner geliebten Utensilien, wie das WP-Handbuch 1954, werden dort ausgestellt.

Weitere Spenden werden gerne entgegengenommen. Zur besseren Koordinierung wenden Sie sich am besten direkt an den Kollegen (HKMS Treuhand GmbH Plauen <plauen@hkms.de>).

Auch die WPK war dort bereits zu Besuch und konnte sich über den Stand der Arbeiten informieren (vgl. WPK Magazin 1/2016, S. 54 f.).

Mittlerweile sind die baulichen Gegebenheiten - wie die Bilder zeigen - in einem fortgeschrittenen Stadium. Das Museum wird bald in einer denkmalgeschützten Bürovilla untergebracht, die mit viel Liebe zum Detail (und nicht unbedeutenden Fördermitteln) in den letzten beiden Jahren saniert wurde.

Ich werde Ihnen über die Fertigstellung des Museums dann nochmals berichten. - Wenn Sie Ihr Weg einmal ins schöne Vogtland führt - schauen Sie doch einmal beim Kollegen Köbrich vorbei!

   
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7.

 

Herausgeber:
WP StB Dipl.-Kfm. Dirk Hildebrandt - Hohe Str. 9 - 51149 Köln
Tel. 02203 / 980020 / info@wp-hildebrandt.de

   
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