Alle wissen es - Politiker, Mandanten, Banker, Aufsichtsräte und auch der (ausbleibende) Berufsnachwuchs: Die Markt- und Machtkonzentration im Berufsstand ist unerträglich und für den Rest der Branche zunehmend existenzgefährdend. Das Schlimme: Keiner tut etwas dagegen! Das Finance-Magazin betitelte die Big4 zuletzt als "das dümmste Oligopol der Welt!"
Hierbei gerät viel zu oft der Lobbyverein der Big4, der IDW e.V., aus dem Fokus der Betrachtung. Die WPK demgegenüber hat sich selber in demütiger Ohnmacht auf den Zuschauerrang des Geschehens verbannt.
Und dabei funktioniert das milliardenschwere Geschäftsmodell der Big4 nur durch ein ungeheuerliches Zusammenwirken aller Dreien:
Das IDW hat es geschafft, die unangefochtene Meinungsführerschaft und Medienhoheit zu erlangen. So kann man gleich einmal der neuen Ampel-Regierung unter Kanzler Olaf zum Sieg gratulieren, ungefragt Schwerpunkte der künftigen Steuerpolitik formulieren, kluge Gesetzesvorschläge verbreiten um das Geschäftsmodell der Big4 zu retten und tonnenweise "Knowlegepaper" im Namen der vielen Vereinsmitglieder verbreiten. Ansonsten beansprucht man für sich, dass man einziger Herausgeber "fachlicher Regeln" und der "Grundsätze ordnungsmäßiger Berufsausübung" ist.
Die Big4 dominieren den Lobbyverein über millionenschwere Beitragszahlungen, wofür sie in den meinungsbildenden und berufspolitischen Gremien entsprechende Sitze im Vorstand und in den Fachausschüssen als Tribut verlangen. So entsteht "herrschende Meinung" und ein "Wünsch-Dir-Was-Berufsbild" in Politik und Wirtschaft, was wohl kaum der Realität entspricht. - So funktioniert halt unser Finanzkapitalismus!
Die WPK schaut bei all dem gelangweilt zu: Beirat und Vorstand der WPK entsprechen den Wunschvorstellungen der Big4, da man die absolute Mehrheit - und nur dies zählt! - hat und wp.net & Co. zu Statisten macht. - Soweit zur Demokratie in den Gremien und Organen des Berufsstandes - geradezu lächerlich! Doppelbesetzungen in IDW und WPK sorgen letztendlich dafür, dass man im Gleichklang undemokratisch bleibt!
Skandale wie WIRECARD werden durch übereifrigen Aktionismus zerredet und unsinnige "Gesetzesvorschläge" (FISG) als Konsequenzen für dieses "Versagen krimmineller Bösewichte" ungefragt vorgeschlagen. Wichtig bei alldem ist jedoch, dass man hier die Gelegenheit ergreift und - zumindet im PIE-Bereich - die Abschlussprüfung immer mehr ausweitet, denn Wirtschaftsprüfer können ja alles: Forensik, Cybercrime, Corporate Governance, Nachhaltigkeit - einfach alles!
Hauptsache ist, dass man auf Vergessen spielt und eine "weiße Weste" behält. - Und die Politik spielt hierbei fleißig (und nichtsahnend) mit!
Ob diese Gemengelage noch einmal neu gemischt werden kann, ist wohl eher unwahrscheinlich.
- Die Selbstverwaltung des Berufsstandes (WPK) ist (und bleibt) undemokratisch,
- das IDW wird irrigerweise mit dem gesamten Berufsstand gleichgesetzt und
- die Big4 machen die Politik zunehmend "abhängig" und ohnehin machen sie "ihr eigenes Ding"!