FACHNACHRICHTEN PLUS - FEBRUAR 2024

1.

wp.net ist einmalig in Europa.

Nirgends sonst gibt es so lange eine gezielt mittelständische Interessenvertretung für Prüfer. Letztes Jahr wurde wp.net volljährig, und nächstes Jahr feiert es seinen 20. Geburtstag.

Frei nach Franz-Josef Strauß: Solange wp.net am Fenster ist, haben IDW & Friends Kopfweh!

Letzten Monat wurde Holger Friebel auf der Mitgliederversammlung als zweiter geschäftsführender Vorstand neben Michael Gschrei gewählt. Holger Friebel ist Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsanwalt in Schrobenhausen, Oberbayern. Und er ist Sprecher der wp.net-Fraktion im WPK-Beirat.

Neustart geglückt: Holger Friebel führt wp.net in die nächste Generation.

2.

Im Dezember 22 kam die CSRD.

Der Countdown läuft: Bis Juli 2024 muss Deutschland sie umsetzen.

Darum gefragt: Wo bleibt der Gesetzentwurf? Und was wird er regeln?

Deutschland kann wählen: Muss der Abschlussprüfer oder zumindest ein Wirtschaftsprüfer die Nachhaltigkeitserklärung prüfen, oder dürfen auch Prüfungsdienstleister ran?

Mit einem Wort sprach auf der letzten WPK-Beiratssitzung im Dezember ein Mitglied des WPK-Beirats mit Big4-Hintergrund den Prüfungsdienstleistern die Fähigkeit zum Prüfen ab: „Handauflegen“.

Wie arrogant seid Ihr eigentlich?

Die Diskussion in Deutschland ist einmalig in Europa.

Qualität interessiert hier niemanden. Es geht um Marktbereinigung:

„Es ist zu erwarten, dass Mandanten zu größeren Prüfungsgesellschaften wechseln“ (Velte, IDW Life 24, 203, 204 (Heft 2).

Ja, lieber Herr Professor Velte, als Nicht-WP, dafür Lehrstuhlinhaber und Mitglied des HFA muss Sie das ja auch nicht weiter kümmern, woll? Bleiben Sie immer schön hinterm Ofen und auf IDW-Linie!

Mittelständische Unternehmen ersticken in Angaben und Datenpunkten und betreiben frustriert autonomen Bürokratieabbau. Gesetze werden nicht angewendet, weil man keine Zeit mehr hat sie anzuwenden. Schluss mit den Euphemismen: Die Nachhaltigkeitserklärung ist nicht Herausforderung, erst recht nicht Chance, sondern Chaos! Holpriger Start mit ungewissem Ausgang.

Wenigstens die mittelständischen Prüfer muss Deutschland jetzt bei CSRD-Umsetzung entlasten und Prüfungsdienstleister als Prüfer der Nachhaltigkeitserklärungen zulassen.

Und danach sieht es aus:

IDW & Friends zum Trotz wird der Gesetzentwurf voraussichtlich Prüfungsdienstleister zulassen. Dann gilt:

• Das Unternehmen kann einen Prüfungsdienstleister mit Prüfung der Nachhaltigkeitserklärung beauftragen.
• Der Prüfungsdienstleister gibt einen eigenen Prüfungsvermerk ab.
• Der Abschlussprüfer prüft wie gehabt nur Abschluss und Lagebericht ohne Nachhaltigkeitserklärung. Als sonstige Information liest und würdigt er die ausgiebige Nachhaltigkeitserklärung zwar und erhöht dafür auch sein Honorar, aber er prüft die Nachhaltigkeitserklärung nicht: Sein Bestätigungsvermerk gilt nur für Abschluss und Lagebericht ohne Nachhaltigkeitserklärung. Das vermerkt er auch im Bestätigungsvermerk.

 

Literatur

• Schüttler/Gschrei, Nachhaltigkeitsreporting: Willkommen im autonomen Bürokratieabbau, DB 2024, 477 (Heft 9).
• Velte, Wachstumsmarkt ESG-Prüfung: Kein Selbstläufer, IDW Life 2024, 2023 (Heft 2).

3.

„FDP blockiert europäisches Lieferkettengesetz“.

So oder ähnlich lauteten kürzlich einige Überschriften, nachdem die Bundesregierung auf Druck der FDP hatte erklären müssen, sich bei einer EU-Abstimmung über die CSDDD enthalten zu müssen.

Die Schlagzeile war gesetzt. Zu was die geplante CSDDD mittelständische Unternehmen verpflichten sollte? Was die FDP angehalten hatte? Unwichtig und für einen 1:30-Beitrag auch zu komplex.

Weder Deutschland noch die EU sind noch mächtig genug, der Welt ihre Vorstellungen menschenwürdiger und umweltfreundlicher Standards vorzuschreiben. Das ist das Problem.

Selbst G7 ist Auslaufmodell: Der Rest der Welt ist nicht länger Teil einer vom Westen geführten Wirtschaftsordnung.

Inzwischen rückten weitere EU-Staaten von der CSDDD ab.

Die EU-Abstimmung wurde bis auf weiteres vertagt.

 

Literatur

• Blome, Die FDP macht sich noch mehr Feinde – aber sie hat recht, n-tv, 9.2.24.
• El-Erian, Krise ist die neue Normalität, Handelsblatt, 12.1.24.

4.

Nachhaltigkeitserklärung: Ist EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen auch entzückt, Unternehmen sind frustriert. Die müssen nämlich tausende von Seiten EU-Recht verstehen. Und werden dafür durchs Fegefeuer gehen. Als ob die Unternehmen nicht ohnehin schon in einer Multikrise wären.

Inzwischen betreibt auch die EU-Kommission munter autonomen Bürokratieabbau:

Während die branchenunabhängigen ESRS (Set 1) inzwischen im EU-Amtsblatt veröffentlicht wurden, lassen die branchenabhängen ESRS (Set 2) weiter auf sich warten.

Die sollten schon bis Juni 24 kommen. Jetzt sind sie für Mitte 26 angekündigt.

82 Angabepflichten mit 1.144 Datenpunkten aus Set 1 nebst EU Tax VO sind ja auch schon ein Wort.

Einst sagte Wolfgang Schäuble: „Das Vertrauen in die Fähigkeit der Politik, Probleme zu lösen (…), nimmt offenbar ab, je mehr wir uns bemühen, jedes einzelne Problem noch besser, noch perfekter zu lösen.“

Europawahl 24: Was wählen Sie?

5.

Inzwischen gelten die IDW PS KMU.

Was sind die Vorteile der IDW PS KMU?

• Kein Vorteil im Vergleich zur Prüfung nach IDW PS.
• Marginaler Vorteil im Vergleich zur Prüfung nach ISA (DE) bei den Risikobeurteilungen, und die sind mehr theoretisch als praktisch.

Mit anderen Worten: akademisches Sackhüpfen.

Jetzt bestätigte eine IDW-Umfrage:

Nur ein Viertel der befragten Prüfer, die tatsächlich nach IDW PS KMU prüfen, sehen große Erleichterungen. Also gibt es für drei Viertel keinen Unterschied.

Chapeau, liebes IDW. Damit gestehst Du was PR1MUS und wp.net Dir vor über einem Jahr schon prophezeiten, Du aber ignoriertest. Selbst die Wirtschaftsprüferkammer hatte Bedenken:

So fern ist Dir der WP-Mittelstand geworden.

Die IDW PS KMU sind ein Flop.

Auch gibt das IDW inzwischen zu, dass die ISA doch skalierbar sind:

Diesen Monat strich es seinen Prüfungshinweis zur Abschlussprüfung kleiner und mittelgroßer Unternehmen (IDW PH 9.100.1) mit dem Argument, dass die Anwendungshinweise seiner ISA (DE) genug Hinweise zur Skalierung geben. Sag ich doch: Die Einführung der IDW PS KMU war eine politische Entscheidung des IDW.

Übrigens:

Letztes Jahr kannte ich noch keinen Prüfer, der nach IDW PS KMU prüfen wollte. Inzwischen kenne ich

• einen Prüfer aus Süddeutschland, der nach IDW PS KMU prüft, und
• einen Prüfer aus Norddeutschland, der nach IDW PS KMU zu prüfen beabsichtigt!

Wenn das so weitergeht …

 

Literatur

IDW, Wie denkt der Berufsstand über KMU-Prüfungsstandards?, IDW Life 2023, 219.

6.

Was haben eine gute Bilanz und ein guter Kaffee gemein?

Beide sind unverfälscht und ohne Zucker!

7.

Wir sehen uns. Bis dahin!

8.

WP StB Mark Schüttler – Memeler Weg 44 – 58511 Lüdenscheid

info@primus-seminare.de